Schlagwort-Archiv: 2012-13

Der alltägliche Sexismus

Momentan ist die Debatte über den alltäglichen Sexismus in Deutschland ja noch im Gange.

Gestern, am Internationalen Frauentag, spielte der 1. FC Magdeburg beim VFC Plauen. Nach einer deutlichen Führung zur Halbzeit endete das Spiel nur 3 zu 3, nach Berichten von Anwesenden mitverursacht von der Schiedsrichterin.1 Das führte dazu, dass der offizielle Twitteraccount des 1. FC Magdeburg folgenden Tweet absetzte:
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Das ist schlicht sexistisch.2 Ich selbst bin kein großer Freund der Genderdebatte, da ich sie zwar für wichtig, in Teilen aber für sehr angestrengt geführt halte. Warum ist eine solche Aussage nun sexistisch?

Machen wir ein Gedankenexperiment. Die Partie gegen Plauen wurde darin nicht von einer Schiedsrichterin, sondern von einem Schiedsrichter geleitet. Der Mann erlaubt sich haarsträubende Fehler. Was würde in der Konsequenz gefordert? Die Forderung würde allerhöchstens doch lauten, dass dieser Schiedsrichter, also dieses Individuum, keine Spiele mehr pfeifen soll. Es würde also eine individuelle, auf die Leistung bezogene Forderung aufgemacht. Niemand würde daraus schließen, „dass Männer nichts…auf dem Fußballplatz zu suchen“ haben.
Ganz anders in diesem Fall, in dem über die schlechte Leistung der Schiedsrichterin, eines Individuums also, und deren Geschlecht der Bogen gespannt wird, um letztlich zu behaupten, die schlechte Leistung eines weiblichen Individuums belege, dass alle weiblichen Individuen schlechte Leistungen erbringen und somit aus dieser Rolle ausgeschlossen werden müssen.

Mir ist bewusst, dass da steht „am Frauentag“, aber ich weiß nicht, inwiefern es das besser oder schlimmer macht. Heißt das nun, dass die Frauen nur am Frauentag nichts auf dem Platz zu suchen haben, und wenn ja, warum sollte das Datum da eine Rolle spielen? Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das so zutiefst unangebracht ist – und ich weiß auch nicht, wie eine Schiedsrichterin reagieren würde, wenn man ihr diesen Satz ins Gesicht sagt.
Der in der Volksstimme zitierte Satz von Trainer Petersen „Ich mag Frauen, aber sie haben im Männersport nichts zu suchen und sollen in ihrem Metier bleiben.“ ist nur unwesentlich besser, aber ich unterstelle mal, dass er mit „ihrem Metier“ den Frauenfußball meint, bevor ich mich noch weiter aufrege.

Man kann sicher den Frust über die verlorenen zwei Punkte als Ursache heranziehen, allerdings demonstriert das auch nur, dass es sich hier um eine quasi unterbewusste Form von Sexismus handelt, die eben alltäglich vorhanden ist. Zumeist wird sie gar nicht als Sexismus wahrgenommen, ist es im Kern aber eben doch.

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Sorry, aber Ironie kann ich da nicht erkennen. Es sei denn natürlich, man findet es ironisch, dass am Frauentag eine solche Forderung erhoben wird.

Update: Der Trainer des 1. FC Magdeburg hat sich entschuldigt. Siehe Pressemitteilung. Der Tweet steht allerdings immer noch.


  1. Ich war nicht da, aber das spielt keine Rolle. 

  2. Das heißt nicht, dass da hinter diesem Account Sexisten sitzen, sondern bewertet lediglich den Inhalt der Aussage. Es geht um das, was sie getan haben, nicht um das, was sie sind. Letzteres kann ich nicht beurteilen. 

Das Ende der Winterpause

In der Bundesliga ist die Winterpause schon beendet und der erste Spieltag bescherte dem geneigten Zuschauer denn auch die ein oder andere spektakuläre Partie. Leider ließen sich meine Gladbacher nicht von der Torfreude der Dortmunder, Schalker oder Hannoveraner anstecken, glücklicherweise aber auch nicht von dem Abwehrchaos der Schalker und Hannoveraner. Dafür durfte Champions-League-Aspirant Tim Wiese als Gladbachs Gegner zum ersten Mal in dieser Saison ohne Gegentor bleiben. Nunja.

Freunde der Regionalliga Nordost müssen sich noch etwas gedulden bis es wieder losgeht, denn der erste Rückrundenspieltag ist erst für das zweite Februarwochenende angesetzt. Da der 1. FC Magdeburg aber schon das Ende seiner Transferaktivitäten verkündet hat – und weil ich schon länger nichts mehr geschrieben habe – hier nun ein Ausblick auf den Rest der Saison 2012–13. Ich schreibe bewusst nicht „Rückrunde“, da auch noch das letzte Spiel der Hinrunde auszutragen ist und es außerdem ja noch den Landespokal gibt.
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Aufbruch ins Ungewisse

Heute begann nun auch für den 1. FC Magdeburg die neue Saison in der ebenso neuen Regionalliga Nordost. Neue Liga, neue Gesichter im Team, neuer Trainer – ein Aufbruch ins Ungewisse für alle Beteiligten.
In der abgelaufenen Spielzeit war der Club bekanntlich auf Platz 18 gelandet und nur aufgrund der Ligareform mit dem Motto aus 3 mach 5 nicht abgestiegen.

In dieser Spielzeit heißt das Saisonziel Nichtabstieg. Genauer gesagt, will man so schnell wie möglich die nötigen Punkte dafür sammeln und dann „können wir über anderes reden“, wie Präsidiumsmitglied Mario Kallnik dem mdr sagte.
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„Ich hätte nie gedacht…“

„…dass bei einem Viertligisten so eine irre Stimmung sein kann.“ So wird Schalkes Keeper Unnerstall heute in der Magdeburger Bild zitiert. Über die Authentizität des Zitats rätsele ich an dieser Stelle einmal nicht, wer die Bild kennt, wird wissen wie die zu beurteilen ist.

Der 1. FC Magdeburg ist ein Viertligist, aber er ist eben kein normaler Viertligist. Gestern Abend verlor der tief gefallene Europapokalsieger 0-5 gegen eine konzentrierte Schalker Mannschaft – zeigte aber eine ordentliche Leistung, insbesondere in der Defensive. Das klingt angesichts von fünf Gegentoren paradox, allerdings darf man den Klassenunterschied zwischen einem Champions-League-Teilnehmer und einem Viertligisten dabei nicht vergessen. Die Gegentore resultierten aus Aktionen, bei denen Schalke den Ball schnell und präzise laufen ließ und auch andere Mannschaften vor Probleme gestellt hatten.
Die über 12.000 Zuschauer ließen sich vom Spielstand ihre gute Laune nicht verderben, wohl aber vom Catering-Unternehmen. Schlechte Laune der Mitarbeiter, unterbesetzte Stände – und nicht genug Getränke zu überhöhten Preisen trübten den positiven Eindruck des gestrigen Tages nicht nur, sondern versauten geradezu die Bemühungen des 1. FC Magdeburg, Werbung für sich zu machen.

Diese Werbung hat der Club auch nötig, beendete er doch die letzte Saison auf Platz 18 und spielt nur deshalb noch in Liga 4, weil der DFB in seiner unendlichen Weisheit mal wieder eine Ligareform durchführte. Mit nur 5 Siegen und nur einem Heimsieg quälte der Verein seine Anhänger, die ihm natürlich in Scharen abhanden kamen. Letztlich führte das, sagen wir es deutlich, beschissene Abschneiden aber zu wesentlichen und wichtigen Veränderungen im Verein, die zumindest etwas Hoffnung auf schnelle Besserung bringen.
Der frühere Mannschaftskapitän Mario Kallnik fungiert mittlerweile als eine Art Sportvorstand und mit Andreas Petersen (dem Nils sein Papa) wurde ein in der Liga erfahrener Trainer aus der Region geholt. Die Mannschaft wurde umgestaltet und macht in den ersten Spielen den Eindruck vor allem in der Breite dazu gewonnen zu haben. Außerdem lässt Petersen unterschiedliche Systeme trainieren, so dass endlich auch taktische Flexibilität zu erwarten ist – etwas, das dem Club in den letzten Jahren regelmäßig abging. Natürlich bestanden die Testspiele bisher hauptsächlich aus Partien gegen unterklassige Gegner und eben der Saisoneröffnung gegen den FC Schalke 04, aus der man erst recht nicht sonderlich zahlreiche Rückschlüsse ziehen kann.
In den zwei Partien gegen Regionalligisten, den VfB Oldenburg und der Zweiten des Hamburger SV, gelangen den Magdeburgern keine Siege, aber auch dort war erkennbar, dass es eine Spielidee gibt, die da verfolgt wird.

Bis zum Saisonstart am 12.8. gegen den VfB Auerbach bleibt dann auch noch Zeit, sich noch besser einzuspielen, damit die Pass- und Laufwege pünktlich sitzen, die am gestrigen Abend noch nicht zu hundert Prozent funktionierten. Das ausgegebene Saisonziel ist der Nichtabstieg, auch wenn der Trainer seine Überzeugung, ein einstelliger Tabellenplatz sei drin, schon öffentlich gemacht hat.
Wichtig wird auch sein, dass der Verein endlich mal wieder den Landespokal gewinnt und sich die DFB-Pokal-Einnahmen sichert, auch um so den knapp bemessenen Etat zu entspannen.