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Meinungen zu Editha

Gestern schrieb ich einen etwas längeren Bericht zum Thema „Entführung aus dem Serail Grab“. Heute nun haben sich die beiden Zeitungen des Landes Sachsen-Anhalt zu Wort gemeldet. Sowohl mit ausführlichen Berichten, als auch mit Kommentaren.
Nun gibt es ja grundsätzlich zwei Möglichkeiten, um so eine Situation zu kommentieren. Zunächst kann man das Kind beim Namen nennen und sich mit der Ursache befassen. Oder man beschäftigt sich mit der Gesamtsituation und fokussiert ironiesierend auf die Reaktion. Letzteres läuft dann meistens darauf hinaus, dass sich die verletzte Partei doch bitte nicht so aufregen möchte und im Sinne zukünftiger konstruktiver Zusammenarbeit eben zurücksteckt. Grundsätzlich ist diese Methode positionierungsfrei – man stellt sich auf keine Seite und befasst sich nicht so sehr mit der Ursache, mit dem was Scheiße gelaufen ist.
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Und darum ist PC blöd…

Eins meiner absoluten Lieblingsspiele ist auch 14 Jahre nach seinem Erscheinen Sid Meier’s Colonization. Das hat jetzt gerade eine Neuauflage erlebt, und im Zuge dessen hat ein Blogger beim amerikanischen Magazin Variety mal wieder gezeigt*, wozu Political Correctness führen kann, wenn man nicht weiß, wo man besser aufhört.

In essence sagt dieser Autor, dass weil Kolonisierung immer ein rassistischer und böser Vorgang war, alle Spiele, die dieses Konzept beinhalten, auch rassistisch und böse sind…nein, halt. Genau das tut er nicht: Er behauptet: Colonization ist rassistisch und böse. Andere Spiele sind offensichtlich nicht Thema der Debatte. Aber die Frage ist doch: Wenn Colonization, mit seiner abstrahierten Darstellung geschichtlicher Vorgänge schon böse ist, ist dann nicht auch Civilization böse? Die Antwort kann eigentlich nur „ja“ lauten. Folgt man dem Gedankengang weiter, so wird schnell klar, dass realistische Darstellungen, sowohl in Computerspielen als auch in Filmen u.ä. erst recht böse sein müssen.

In der Konsequenz kann man also kein historisches Ereignis als Vorlage für irgendeine Art Kunstwerk nehmen, nicht für Filme, nicht für PC-Games oder Bücher, denn letztlich wird man entweder etwas abstrahieren und dabei vereinfachen, einseitig darstellen oder am Ende gar noch Figuren auftreten lassen, die womöglich politisch nicht korrekte Ideologien oder Meinungen vertreten.

Hier also ist der Moment, in dem man sagen muss: Stopp. Politische Korrektheit nützt in der Darstellung historischer Zusammenhänge niemandem. (Inwieweit PC überhaupt nützlich ist, ist eine komplizierte Debatte, an der ich mich ungern beteiligen möchte.) Ein Computerspiel oder ein Film, die das Kolonialzeitalter behandeln, sind nicht grundsätzlich böse, genausowenig, wie alle 4X-Strategiespiele böse sind.

*Unbedingt auch die Kommentare lesen, in denen recht deutlich Stellung bezogen wird.