Leipzig oder Wie reagiere ich schnell über?

Ich habe überlegt, ob ich etwas über Leipzig schreibe, aber ich fürchte, es ist sinnlos – tu’s aber trotzdem.
Die Politik agiert bereits wieder reflexartig mit „hart durchgreifen“, der Sächsische Fußballverband sagt Spieltage ab, und macht dann einen Rückzieher, so dass nur noch der Bereich Leipzig betroffen ist, zusätzlich wird dem Verein Lok Leipzig damit gedroht, die Spielklasse verlassen zu müssen.

Alle diese Maßnahmen mögen dazu geeignet sein, dem Wähler vorzugaukeln, man tue etwas gegen diese wahrlich verabscheuungswürdigen Entwicklungen, aber sie gehen allesamt am Ziel vorbei.
Dem gemeinen Hooligan ist es egal, ob er sich bei einem Spiel von Lok Leipzig prügelt oder bei einem Spiel des FC Kleinsiehstenich. Die Vereine zu bestrafen, ergibt aus diesem Grund auch wenig Sinn. Die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten, ist Aufgabe des Vereins, das ist richtig. Aber wenn – und ich unterstelle einmal, dass die Verantwortlichen von Lok Leipzig die Wahrheit sagen – keine Erkenntnisse über Gewaltpotential vorliegen und der Verein dennoch mehr als die vom Verband geforderten Ordner stellt, bleibt die Frage, was der Verein sonst noch tun soll. Die Polizei behauptet, die Einlasskontrollen seien zu lasch gewesen – das wäre ein Punkt, an dem man ansetzen könnte. Aber das ist meines Erachtens der einzige Punkt. Der Verein kann nicht allein dafür verantwortlich sein, was vor dem Stadion nach einem Spiel passiert. Das sind Verantwortlichkeiten, die er nicht erfüllen kann, finanziell und personell nicht. Wenn man dies fordert, gefährdet man den Fortbestand von Sportvereinen in der gesamten Republik, genauso wie man sie gefährdet, indem man die Forderung aufstellt, die Polizeieinsätze mögen doch von den Vereinen bezahlt werden. Fußballvereine sind in vielen Gegenden ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens und als solche müssen sie erhalten bleiben.

Dennoch muss verhindert werden, dass Fußballspiele als Bühne für irgendwelche Schwachsinnigen genutzt werden, die ihren Kick bei Prügeleien mit der Polizei, anderen Idioten oder harmlosen Passanten suchen. Dafür sind aber Spieltagsabsagen genauso wie Punktabzüge oder Lizenzentzüge meines Erachtens der falsche Weg. Es ist dieser Tage interessant zu beobachten, dass kaum darüber gesprochen wird, dass sich das Bundesland Sachsen als einziges Bundesland (neben Baden-Württemberg) nicht am Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (PDF) beteiligt, das unter anderem Fanprojekte finanziert. Diese Unterstützung ist gerade bei finanzschwächeren Vereinen unabdingbar, um diese Projekte so erfolgreich zu gestalten, wie beispielsweise bei Hannover 96. Zwar kann ein solches Projekt nicht knallharte Hooligans beeinflussen, aber es ist möglich, deren Mitläufer zu erreichen und sie so zu schwächen.
Es muss gelingen, den gewaltbereiten Element in der Fanszene der Vereine den Boden unter den Füßen zu entziehen, aber die bis jetzt vorgebrachten Maßnahmen sind dazu der falsche Weg.

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