Vor etwa anderthalb Wochen schrieb ich, dass der lokale Fußballclub 1. FC Magdeburg die Ligasaison ja eigentlich einsparen könnte. Gestern fand dann im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin das erste Saisonspiel statt und führte mir vor Augen, dass „I told you so“ mitunter erstaunlich unbefriedigend ist.
War es im DFB-Pokal gegen Cottbus ja noch verständlich, dass man sich einigermaßen defensiv aufstellt – die Cottbusser sind immerhin Zweitligist – galt dies für die gestrige Partie gegen den Berliner AK absolut nicht. Nach dem Pokalspiel hatte Mannschaftskapitän Marco Kurth noch darauf hingewiesen, dass eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sei und man Probleme in der Liga bekommen würde, wenn man so weiterspielt. In der Konsequenz wurde Kurth suspendiert und in die zweite Mannschaft abgeschoben, ohne Aussicht auf Rehabilitierung. Dumm nur: Er hatte recht.
Gestern trat der 1. FC Magdeburg beim Berliner AK an. Die waren letztes Jahr auf dem 4. Tabellenrang, haben aber ganze 19 Neuzugänge zu integrieren – und einen neuen Trainer. Zwar hatte der BAK schon ein Ligaspiel absolviert, aber dennoch befand sich der FCM in der Favoritenrolle.1 Aber Petersen stellte die Mannschaft so ein, wie er sie immer einstellt: Als Außenseiter, mit dem Ziel, den Gegner zu bekämpfen, den Fußball des Gegners zu verhindern. Aber ohne dabei selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Diese Einstellung hat das Team nun schon in mehr als 30 Spielen gezeigt, so dass ich nicht anders kann, als dem Trainer jegliches Gespür für Taktik und Einstellung abzusprechen.
Mann muss sich vor Augen halten, dass der FCM mit vielleicht ein, zwei Ausnahmen von jedem Gegner als Favorit angesehen wird und entsprechend bespielt wird. Das hat weniger mit der Qualität der Mannschaft zu tun als mit dem Namen. Selbst wenn der Club mit 11 A-Jugendlichen anträte, würde er vom Gegner als Favorit behandelt werden und diese Einschätzung würde die Taktik des Gegners bestimmen.
Gestern kam zur üblichen Abwesenheit jeglichen dominanten Spiels noch hinzu, dass die Elbestädter nicht in der Lage waren, den Ball mal über drei, vier Stationen laufen zu lassen. Reinhards Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich war Resultat einer doch eher zufälligen Kopfballaktion und keine herausgespielte Gelegenheit, von der es auf Seiten der Magdeburger keine einzige gab.
Demgegenüber steht ein BAK, dessen Spieler ein mannschaftliches Verständnis hatten, bei dem die Lauf- und Passwege stimmten, und der taktisch hervorragend eingestellt war. Im Prinzip konnte der Sieger gestern nur BAK heißen…
Ein Lars Fuchs, vor der Saison nicht ohne Stolz als wichtiger Baustein verpflichtet, sitzt bis zur 68. auf der Bank um dann für Viteritti eingewechselt zu werden (der gestern einen ganz schwarzen Tag hatte…). Ein positionsgetreuer Wechsel beim Stand von 1-3! Nur nicht mehr Offensive wagen, nein. Ich habe den Eindruck, Petersen weiß überhaupt nichts anzufangen mit Spielern, die mehr können als nur rennen und beißen. Es überrascht mich regelrecht, dass Reinhard überhaupt noch in der Mannschaft ist, denn der ist ja auch ein durchaus kreativer Spieler. Nochmal zurück zu Fuchs. Der mag ja nicht fit für 90 Minuten sein, aber diese Fitness und die Spielpraxis bekommt er nicht dadurch, dass er auf der Bank versauert. Warum fängt der Trainer nicht mit Fuchs an und wechselt ihn aus, wenn es nicht mehr geht? Achja, Petersen braucht keine Heilsbringer, sondern eine funktionierende Mannschaft. Ich habe gestern eine funktionierende Mannschaft gesehen – aber die trug das Trikot des BAK.
Der 1. FC Magdeburg hat mehr als ein Dutzend Vorbereitungsspiele absolviert, aber im ersten Ligaspiel passt kein Laufweg, es kommen kaum Pässe an, es gibt kaum Zusammenspiel. Das hat nicht die Mannschaft verbockt, das hat der Trainer zu verantworten. Es gibt natürlich die verbreitete Meinung,2 dass die Mannschaft noch Zeit braucht und man Petersen diese geben müsse. Das sehe ich schon länger nicht so. Gestern fand das 38. Pflichtspiel unter Petersen statt – und ich habe keine Entwicklung gesehen. Da ist es mir ganz ehrlich lieber, dass der Sportfreund Petersen seine Sachen packt und der FCM sich jemand anderen sucht. Dabei habe ich nicht einmal Vorschläge, ich bin lediglich der Überzeugung, dass sich der Club mit diesem Trainer weiterhin unter Wert verkaufen wird, und darauf habe ich schlicht und ergreifend keine Lust mehr.
Am nächsten Wochenende kommt Germania Halberstadt in die MDCC-Arena, bevor das nicht ganz einfache Auftaktprogramm mit Union II, Jena, Rathenow und Zwickau weitergeht. Spielt der FCM weiter so wie gestern, sind 0 Punkte nach dem Zwickauspiel nicht unvorstellbar. Spätestens dann sollte der Trainer nicht mehr nur hinterfragt werden.
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