Schlagwort-Archiv: 2013-14

Die erste Saisonhälfte

In wenigen Tagen beginnt der 1. FC Magdeburg mit der Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte in der Regionalliga Nordost. Da ich mich in letzter Zeit ja etwas ausgeschwiegen habe zu den Leistungen der Mannschaft und vor allem zu den „Leistungen“ des Trainers, nutze ich die Gelegenheit, einmal Bilanz zu ziehen und die ersten 6 Monate der Saison noch einmal Paroli laufen zu lassen, wie der Sportfreund Hrubesch zu sagen pflegt. Weiterlesen

Beschaulich

Vor einigen Wochen schrieb ich ja noch, dass Rechthaben doof sei. Zwischenzeitlich schwankte ich in dieser Auffassung, aber letztlich stellte ich fest, dass sie wohl doch richtig ist.
Nach der Auswärtspleite gegen den Berliner AK gewann der 1. FC Magdeburg gegen die Germania aus Halberstadt mit 3–1 und zeigte dabei Ansätze von Dingen, die ich an dieser Stelle schon länger einfordere: Pressing, hohes Verteidigen und direktes Spiel. Leider nur in Ansätzen und auch nur so, dass mancher schon befürchtete mit einem unbefriedigenden 1–1 im Rücken nach Hause gehen zu müssen, trotz Halberstädter Unterzahl. Letztlich gelangen dann doch zwei Tore und ich ging mit der leisen Hoffnung in die Folgewoche, dass der Trainer doch das Licht gesehen und seine Fehler erkannt hätte. Aber ach…
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Recht haben ist doof

Vor etwa anderthalb Wochen schrieb ich, dass der lokale Fußballclub 1. FC Magdeburg die Ligasaison ja eigentlich einsparen könnte. Gestern fand dann im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin das erste Saisonspiel statt und führte mir vor Augen, dass „I told you so“ mitunter erstaunlich unbefriedigend ist.

War es im DFB-Pokal gegen Cottbus ja noch verständlich, dass man sich einigermaßen defensiv aufstellt – die Cottbusser sind immerhin Zweitligist – galt dies für die gestrige Partie gegen den Berliner AK absolut nicht. Nach dem Pokalspiel hatte Mannschaftskapitän Marco Kurth noch darauf hingewiesen, dass eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sei und man Probleme in der Liga bekommen würde, wenn man so weiterspielt. In der Konsequenz wurde Kurth suspendiert und in die zweite Mannschaft abgeschoben, ohne Aussicht auf Rehabilitierung. Dumm nur: Er hatte recht.

Gestern trat der 1. FC Magdeburg beim Berliner AK an. Die waren letztes Jahr auf dem 4. Tabellenrang, haben aber ganze 19 Neuzugänge zu integrieren – und einen neuen Trainer. Zwar hatte der BAK schon ein Ligaspiel absolviert, aber dennoch befand sich der FCM in der Favoritenrolle.1 Aber Petersen stellte die Mannschaft so ein, wie er sie immer einstellt: Als Außenseiter, mit dem Ziel, den Gegner zu bekämpfen, den Fußball des Gegners zu verhindern. Aber ohne dabei selbst das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Diese Einstellung hat das Team nun schon in mehr als 30 Spielen gezeigt, so dass ich nicht anders kann, als dem Trainer jegliches Gespür für Taktik und Einstellung abzusprechen.
Mann muss sich vor Augen halten, dass der FCM mit vielleicht ein, zwei Ausnahmen von jedem Gegner als Favorit angesehen wird und entsprechend bespielt wird. Das hat weniger mit der Qualität der Mannschaft zu tun als mit dem Namen. Selbst wenn der Club mit 11 A-Jugendlichen anträte, würde er vom Gegner als Favorit behandelt werden und diese Einschätzung würde die Taktik des Gegners bestimmen.

Gestern kam zur üblichen Abwesenheit jeglichen dominanten Spiels noch hinzu, dass die Elbestädter nicht in der Lage waren, den Ball mal über drei, vier Stationen laufen zu lassen. Reinhards Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich war Resultat einer doch eher zufälligen Kopfballaktion und keine herausgespielte Gelegenheit, von der es auf Seiten der Magdeburger keine einzige gab.
Demgegenüber steht ein BAK, dessen Spieler ein mannschaftliches Verständnis hatten, bei dem die Lauf- und Passwege stimmten, und der taktisch hervorragend eingestellt war. Im Prinzip konnte der Sieger gestern nur BAK heißen…

Ein Lars Fuchs, vor der Saison nicht ohne Stolz als wichtiger Baustein verpflichtet, sitzt bis zur 68. auf der Bank um dann für Viteritti eingewechselt zu werden (der gestern einen ganz schwarzen Tag hatte…). Ein positionsgetreuer Wechsel beim Stand von 1-3! Nur nicht mehr Offensive wagen, nein. Ich habe den Eindruck, Petersen weiß überhaupt nichts anzufangen mit Spielern, die mehr können als nur rennen und beißen. Es überrascht mich regelrecht, dass Reinhard überhaupt noch in der Mannschaft ist, denn der ist ja auch ein durchaus kreativer Spieler. Nochmal zurück zu Fuchs. Der mag ja nicht fit für 90 Minuten sein, aber diese Fitness und die Spielpraxis bekommt er nicht dadurch, dass er auf der Bank versauert. Warum fängt der Trainer nicht mit Fuchs an und wechselt ihn aus, wenn es nicht mehr geht? Achja, Petersen braucht keine Heilsbringer, sondern eine funktionierende Mannschaft. Ich habe gestern eine funktionierende Mannschaft gesehen – aber die trug das Trikot des BAK.

Der 1. FC Magdeburg hat mehr als ein Dutzend Vorbereitungsspiele absolviert, aber im ersten Ligaspiel passt kein Laufweg, es kommen kaum Pässe an, es gibt kaum Zusammenspiel. Das hat nicht die Mannschaft verbockt, das hat der Trainer zu verantworten. Es gibt natürlich die verbreitete Meinung,2 dass die Mannschaft noch Zeit braucht und man Petersen diese geben müsse. Das sehe ich schon länger nicht so. Gestern fand das 38. Pflichtspiel unter Petersen statt – und ich habe keine Entwicklung gesehen. Da ist es mir ganz ehrlich lieber, dass der Sportfreund Petersen seine Sachen packt und der FCM sich jemand anderen sucht. Dabei habe ich nicht einmal Vorschläge, ich bin lediglich der Überzeugung, dass sich der Club mit diesem Trainer weiterhin unter Wert verkaufen wird, und darauf habe ich schlicht und ergreifend keine Lust mehr.

Am nächsten Wochenende kommt Germania Halberstadt in die MDCC-Arena, bevor das nicht ganz einfache Auftaktprogramm mit Union II, Jena, Rathenow und Zwickau weitergeht. Spielt der FCM weiter so wie gestern, sind 0 Punkte nach dem Zwickauspiel nicht unvorstellbar. Spätestens dann sollte der Trainer nicht mehr nur hinterfragt werden.


  1. Die Regionalligatrainer sehen in einer Umfrage den FC Carl Zeiss und den FCM als Staffelfavoriten an. Trainer Petersen nannte das in der Volksstimme „respektlos“. Offenbar benutzt er auch eine andere Sprache als ich… 

  2. die vermutlich auch Petersen selbst teilt 

Scharfer Start

Morgen beginnt für den 1. FC Magdeburg der Pflichtspielalltag der neuen Saison. Statt zum Auftakt wie im Spielplan vorgesehen den Regionalligakonkourrenten FSV Zwickau zu empfangen, wird morgen allerdings der FC Energie Cottbus zu Gast sein – in der ersten Runde des DFB-Pokals. Ein unglückliches Los, das den Elbestädtern da beschert wurde, denn Cottbus ist nicht eben ein Zuschauermagnet, dazu ist der Verein, obwohl Zweitligist, dem Magdeburger Publikum einfach zu unbedeutend. Diese relative Bedeutungslosigkeit verringert die Chancen des Ausscheidens allerdings nicht, so dass man sich höchstwahrscheinlich mit einem Erstrundenaus vor vielleicht 14.000 Zuschauern anfreunden müssen wird.

Zwar bestehen auch gegen höherklassige Mannschaften immer Chancen auf große und kleine Wunder, allein, ich halte es für hochgradig unwahrscheinlich, dass Energie den Club unterschätzen wird, da sie schließlich in den letzten beiden Jahren jeweils in Runde eins rausflogen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Cottbus-Trainer Rudi Bommer bei der Pressekonferenz vor dem Spiel mehrfach äußerte seine Mannschaft spiele „vier Klassen“ höher…

Letztlich ist der DFB-Pokal ja auch nur eine Zugabe für diese Saison, auch wenn unter den Fans das nicht ganz ernstgemeinte Ziel Tiflis 2015 kursiert,1 wichtiger sind Liga und Landespokal.

In der Liga heißt das Saisonziel offiziell sich etablieren, also mindestens die Platzierung des Vorjahres wiederholen. Ich persönlich halte das für unsinnige Tiefstapelei, die mir andererseits in Anbetracht der Ergebnisse der Vorbereitung und des dort gezeigten Fußballs schon wieder angebracht erscheint. In meinen Augen hat die Mannschaft durchaus das Potenzial, deutlich besser abzuschneiden als Platz 6, wird aber durch mir nicht erklärliche taktische Entscheidungen, die von Aufstellung bis zur Spielweise reichen, daran gehindert, dieses Potenzial voll auszureizen.

Wie schon in der Vorsaison war in den wenigsten Testspielen der Wille zum Pressing erkennbar und bis auf das Spiel gegen Hamburg konnten einigermaßen gleichwertige Gegner auch nicht kontrolliert werden. So gingen diese Spiele auch allesamt verloren, egal ob der Gegner Viktoria Köln, Hamburger SV II oder BFC Dynamo hieß. Gewonnen wurde dagegen die Auswärtspartie gegen Rot-Weiß Erfurt, wobei hier aber anzumerken ist, dass beiden Seiten nach dem Spiel nicht wirklich klar zu sein schien, was da passiert war. Fakt ist, dass es nach wie vor an einer kontrollierenden Hand im Offensivspiel mangelt. Lars Fuchs, dem diese Rolle wohl am ehesten zuzutrauen wäre, ist unglücklicherweise nach eigenen Aussagen noch nicht fit, wird also die ersten Partien des Jahres wohl eher von der Bank aus sehen als in der Startformation.

Mit Blick auf die weiterhin existierenden spielerischen Schwächen kann sich der FCM die anstehende Ligasaison weitgehend schenken – für den Abstieg dürfte die Mannschaft zu gut besetzt sein, für den Aufstieg, etwas ketzerisch formuliert, ist sie zu schlecht trainiert. Anders sieht es im Landespokal aus, den zu gewinnen sich der Club nicht als Ziel zu setzen braucht – das ist als Pokalmannschaft eh Pflicht.

Neben dem DFB-Pokal-Spiel der Herren am Sonnabend findet am Sonntag noch das DFB-Pokal-Spiel der U19 statt. Unglücklicherweise, möchte man sagen, ist doch die U19 an diesem Wochenende beim PSV Eindhoven eingeladen, der die Jubiläen seiner Europapokaltitel feiert und zu diesem Zweck die U19-Teams der Mannschaften eingeladen hat, gegen die damals gespielt wurde. Darunter sind neben dem Club von der Elbe auch Größen wie Real Madrid, der FC Barcelona und Galatasaray, aber auch die befreundete Eintracht aus Braunschweig. Da Wacker Burghausen, Gegner des Clubs im DFB-Pokal nicht zu einer Verlegung bereit war,2 wird die U19 nun schon am Sonnabendabend aus Eindhoven abreisen und so das Gruppenspiel gegen den FC Barcelona und die Platzierungsrunde verpassen. Schade eigentlich.


  1. in Tiflis findet 2015 der UEFA Supercup statt, bei dem der Sieger des UEFA Cups 2014/15 gegen Gewinner der Champions League 2014/15 antritt. Der DFB-Pokal-Sieger (oder Finalist) 2013/14 qualifiziert sich für die Europa League der folgenden Saison 

  2. Fairerweise muss man anmerken, dass Burghausen schon in der nächsten Woche in den Ligabetrieb startet, nicht erst Ende August wie der Club.