In der vergangenen Woche fand an der FGSE die Einführungswoche für die Erstsemester statt. Außerdem beginnen gerade die Bauarbeiten zwecks Sanierung des Gemäuers. Als interessierte und hilfsbereite Studenten waren der Flint und ich natürlich auch vor Ort, um eventuell einige Unterstützung zu leisten und hier und da Hilfestellung zu geben. Obwohl die eigentliche Einführung erst am Mittwoch stattfand, waren wir schon am Montag in der Fakultät, auch in der (an sich von vornherein illusorischen) Hoffnung, jemand im Fachschaftsrat könne uns Auskunft über die geplanten Aktionen geben.
Statt dieser Auskunft gingen wir dann kurz durchs Gebäude, um Termine für Sprechzeiten zu sammeln und entdeckten erstaunliches. In einem unverschlossenen Seminarraum hatte man einige Möbel eingelagert, die augenscheinlich aus dem zur Sanierung leer gezogenen Gebäudeteil stammten. Soweit, so unproblematisch. Die Tür stand offen, und so betraten der Flint und ich den Raum. Und fanden folgendes.
In dem Karton befanden sich augenscheinlich Akten des Sprachenzentrums, und da an unserer schönen Universität der Datenschutz ja groß geschrieben wird – aber leider nur, weil es sich um ein Substantiv handelt – schrieb ich am selben Tag eine Email an das Sprachenzentrum der Uni, mit der Bitte doch den Raum zu verschließen. Mit dem Gefühl meine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben, ging ich dann nach Haus.
Am folgenden Mittwoch bestritten der Flint und ich erst einmal einen Außentermin mit einer Vertreterin der Stadt, um anschließend zum Zwecke der Scheineinholung noch einmal zur Universität zu fahren. Das klappte auch alles hervorragend, doch dann überkam uns die Idee, doch einmal nachzusehen, was im Raum XYZ vor sich geht – eine Antwort auf meine Mail hatte ich nicht erhalten. Was soll ich sagen, die Kiste stand nicht mehr da, wo sie am Montag stand, sondern etwa zwei Meter weiter hinten, aber der Raum war immer noch unverschlossen. Folgerichtig machten wir uns auf den Weg zum zeitweiligen Sitz des SPRZ, um noch einmal nachzufragen, was aus meiner Email geworden ist. Leider waren die Büroräume nicht besetzt, aber just als wir uns zum Gehen entschlossen hatten, kam doch noch eine Verantwortliche. Um genau zu sein, handelte es sich wohl um diejenige Dame, an die ich die Email geschrieben hatte, was sich im Gespräch herausstellte.
Ich erklärte ihr kurz, dass sich im Raum XYZ Akten des Sprachenzentrums befänden, der Raum nicht abgeschlossen sei und so jeder an diese Akten heran käme. Dann geschah allerdings etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Auf die Frage, wer ich denn sei, wusste ich mit „ein Student, der sich für den Datenschutz an seiner Universität interessiert“ noch etwas zu sagen, allerdings war ich dann doch sprachlos, als die gute Frau mich fragte: „Was autorisiert Sie denn dazu diesen Raum zu betreten?“
Je nun, der stand halt offen und ist ein stinknormaler Seminarraum, in dem ich vor wenigen Wochen noch Veranstaltungen hatte. Mir wurde dann erklärt – in einem Tonfall, der durchaus klarmachte, dass mein Anliegen a) eine Frechheit sei, b) das doch alles eh egal ist und c) mein Anliegen eine Frechheit sei – dass der Raum eben offen steht, weil der Hausmeister da öfter etwas einlagert und das die Angelegenheit mit dem Hausmeister ja längst geklärt sei. Und übrigens wäre es ja wohl unerhört, dass ich einfach diesen Raum betreten hätte. Mein beschwichtigendes „Wenn Sie mir das jetzt so sagen, werd‘ ich das wohl glauben müssen“ hatte exakt den beschwichtigenden Effekt, dass die Aussagen nochmal wiederholt wurden, ergänzt um die Frage, woher ich denn wüsste, dass diese Kartons zum Sprachenzentrum gehörten. Auf meine erklärende Antwort, das stünde eben drauf, wurde mir dann unterstellt die Kartons geöffnet zu haben, denn wie könnte ich sonst wissen, worum es sich handelt? Meine Antwort kann wohl jeder aus dem obigen Bild ablesen.
Dazu nur einige Anmerkungen. 1. Ja, der Raum war voller Möbel, unverschlossen und mit einer offen stehenden Tür versehen. Das sendet natürlich ein ganz klares „Betreten verboten“-Signal. 2. Persönliche Akten und Klausuren von Studenten darf jeder sehen und mit nach Hause nehmen. Wozu also sollte man die einschließen? 3. Die Sorgen eines Studenten um den Schutz der Daten anderer Studenten braucht man nicht ernst zu nehmen. Stattdessen werfe man ihm vor, in unbefugter Weise Räume betreten und Kartons geöffnet zu haben. Das ist viel nützlicher, denn so nervt der Student nicht so schnell wieder.
Update: Auf Hinweis einer einzelnen Dame hab ich mal die Raumnummer rausgenommen. Danke für den Tipp.
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