Wie ich den 1. FC Magdeburg zum Aufstieg schrieb

Am 19. Oktober des Jahres 2014 verfasste ich in diesem Blog meinen letzten Beitrag. Zu diesem Zeitpunkt war der von mir doch einigermaßen gemochte 1. FC Magdeburg unter seinem neuen Trainer Jens Härtel in der Meisterschaft weit abgeschlagen. Drei Saisonsiege standen den fünf Niederlagen gegenüber.

Damals hielt ich nur zwei Szenarien für denkbar.

Entweder, die Mannschaft versteht nicht, was der Trainer von ihr möchte. Oder der Trainer kann es der Mannschaft nicht vermitteln. Die Lösung in beiden Fällen ist pragmatisch und einfach: Der Trainer muss gehen. Im ersteren Fall ist zwar die Mannschaft die Crux, aber man kann nicht über 20 Personen entlassen – und im zweiten Fall ist der Trainer eh der Schuldige.

Im Gegensatz zu den sonst üblichen Mechanismen im Fußball – und beim FCM wurde ja auch gern mal das Fähnchen nach dem „Trainer raus“-Wind gehisst, hielt der Verein aber am Trainer fest. In der Tat muss es wohl nach dem schwachen 1-2 gegen die TSG aus Neustrelitz einige Gespräche gegeben haben.
Am folgenden Spieltag jedenfalls trat der FCM bei Budissa Bautzen an1 – und gewann das Spiel mit 6-0. Gleichzeitig platzte noch der Knoten bei Christian Beck, der zum ersten Mal seit dem ersten Spieltag traf, und zwar gleich doppelt.2 Am folgenden Mittwoch wäre es Bayer Leverkusen in der zweiten Runde des DFB-Pokals fast ebenso ergangen wie den Augsburgern in Runde 1, nur dass der FCM hier auch die spielerisch bessere Mannschaft war. Leverkusen setzte sich letztlich zwar im Elfmeterschießen durch, aber hier war erstmals eine auch spielerisch gute Mannschaftsleistung zu erkennen gewesen.

Drei Tage nach der Kraftanstrengung gegen die Leverkusener kam mit dem FC Carl Zeiss ein weiterer Ligafavorit nach Magdeburg – aber Probleme hatten nur die Gäste, die nach 24 Minuten dank Beck und Hammannfreistoß aus Riesenentfernung schon 2-0 hinten lagen und letztlich mit 3-0 verloren. Bis zur Winterpause gab der 1. FCM keine Punkte mehr ab und mittlerweile war der Mannschaft auch das anzumerken, was eine Spitzentruppe ausmacht: Der unbedingte Glaube an die eigene Leistung. Im ersten Rückrundenspiel, noch vor der Winterpause, traten die Härtel-Schützlinge bei der U23 von Union Berlin an und steckten die Führung der Gastgeber sehr gut weg. Dank guter Schiedsrichterleistung3 ging es mit einem 1-1 in die Pause, nach der Beck auf 2-1 erhöhte und der Club seinen Stiefel ruhig runterspielte bis zu Brandts Tor zum 3-1.

Nun ist ja bekannt, wie das Ganze ausgegangen ist. Der FCM hat lediglich noch ein Spiel verloren – und stand da schon als Meister fest. Die Aufstiegsspiele gegen Offenbach wurden beide gewonnen (1-0 und 3-1), die Lizenz für die 3. Liga erteilt und der FCM spielt so nächste Saison erstmals im professionellen Fußball.

Ach, wie ich die Überschrift rechtfertige? Nun, in der Winterpause wollte ich einen Beitrag schreiben, in dem ich meine Fehleinschätzung zu Härtel und der Mannschaft korrigiere. Schließlich entschloss ich mich dagegen, denn seit Erscheinen des Beitrags hatte der FCM ja keine Punkte abgegeben. Was, wenn dort doch ein kausaler Zusammenhang existierte? Das Risiko war jedenfalls zu groß, so dass ich mich entschloss, das Saisonende abzuwarten. Heute nun, fünf Tage nach dem Aufstieg, kann ich endlich sagen: Ich bin schuld, ich bin es gewesen, ich habe den FCM zum Aufstieg (nicht)geschrieben.


  1. Die in ihren neun Spielen bis dahin nur 5 Gegentore kassiert hatten und damit immerhin 15 Punkte, fünf mehr als der FCM 

  2. Genauso wie Puttkammer und Sowislo übrigens. 

  3. Denn nicht jeder sieht, wenn der Pass vom Gegner kommt – ich musste mir das Fernsehbild dreimal ansehen 

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