„…dass bei einem Viertligisten so eine irre Stimmung sein kann.“ So wird Schalkes Keeper Unnerstall heute in der Magdeburger Bild zitiert. Über die Authentizität des Zitats rätsele ich an dieser Stelle einmal nicht, wer die Bild kennt, wird wissen wie die zu beurteilen ist.
Der 1. FC Magdeburg ist ein Viertligist, aber er ist eben kein normaler Viertligist. Gestern Abend verlor der tief gefallene Europapokalsieger 0-5 gegen eine konzentrierte Schalker Mannschaft – zeigte aber eine ordentliche Leistung, insbesondere in der Defensive. Das klingt angesichts von fünf Gegentoren paradox, allerdings darf man den Klassenunterschied zwischen einem Champions-League-Teilnehmer und einem Viertligisten dabei nicht vergessen. Die Gegentore resultierten aus Aktionen, bei denen Schalke den Ball schnell und präzise laufen ließ und auch andere Mannschaften vor Probleme gestellt hatten.
Die über 12.000 Zuschauer ließen sich vom Spielstand ihre gute Laune nicht verderben, wohl aber vom Catering-Unternehmen. Schlechte Laune der Mitarbeiter, unterbesetzte Stände – und nicht genug Getränke zu überhöhten Preisen trübten den positiven Eindruck des gestrigen Tages nicht nur, sondern versauten geradezu die Bemühungen des 1. FC Magdeburg, Werbung für sich zu machen.
Diese Werbung hat der Club auch nötig, beendete er doch die letzte Saison auf Platz 18 und spielt nur deshalb noch in Liga 4, weil der DFB in seiner unendlichen Weisheit mal wieder eine Ligareform durchführte. Mit nur 5 Siegen und nur einem Heimsieg quälte der Verein seine Anhänger, die ihm natürlich in Scharen abhanden kamen. Letztlich führte das, sagen wir es deutlich, beschissene Abschneiden aber zu wesentlichen und wichtigen Veränderungen im Verein, die zumindest etwas Hoffnung auf schnelle Besserung bringen.
Der frühere Mannschaftskapitän Mario Kallnik fungiert mittlerweile als eine Art Sportvorstand und mit Andreas Petersen (dem Nils sein Papa) wurde ein in der Liga erfahrener Trainer aus der Region geholt. Die Mannschaft wurde umgestaltet und macht in den ersten Spielen den Eindruck vor allem in der Breite dazu gewonnen zu haben. Außerdem lässt Petersen unterschiedliche Systeme trainieren, so dass endlich auch taktische Flexibilität zu erwarten ist – etwas, das dem Club in den letzten Jahren regelmäßig abging. Natürlich bestanden die Testspiele bisher hauptsächlich aus Partien gegen unterklassige Gegner und eben der Saisoneröffnung gegen den FC Schalke 04, aus der man erst recht nicht sonderlich zahlreiche Rückschlüsse ziehen kann.
In den zwei Partien gegen Regionalligisten, den VfB Oldenburg und der Zweiten des Hamburger SV, gelangen den Magdeburgern keine Siege, aber auch dort war erkennbar, dass es eine Spielidee gibt, die da verfolgt wird.
Bis zum Saisonstart am 12.8. gegen den VfB Auerbach bleibt dann auch noch Zeit, sich noch besser einzuspielen, damit die Pass- und Laufwege pünktlich sitzen, die am gestrigen Abend noch nicht zu hundert Prozent funktionierten. Das ausgegebene Saisonziel ist der Nichtabstieg, auch wenn der Trainer seine Überzeugung, ein einstelliger Tabellenplatz sei drin, schon öffentlich gemacht hat.
Wichtig wird auch sein, dass der Verein endlich mal wieder den Landespokal gewinnt und sich die DFB-Pokal-Einnahmen sichert, auch um so den knapp bemessenen Etat zu entspannen.