Eine Frage an Matthias Sammer

Am vergangenen Sonnabend strahlte der Mitteldeutsche Rundfunk in seiner Sendung Sport im Osten einen Beitrag aus, der sich mit der Frage des Sportdirektors bei Dynamo Dresden beschäftigte. Zu Wort kam auch der ehemalige Dynamo-Spieler Matthias Sammer, besser bekannt als DFB-Sportdirektor. Neben generellen Freundschaftsbezeugungen Richtung Ralf Minge (Ex-Sportdirektor bei Dynamo) fiel dabei auch ein Satz, der aufhorchen lässt:

Da kann ich auch mit einem bisschen Abstand dem Verein nicht mehr helfen.

Was meint Sammer damit? Zum Thema muss man wissen, dass der Verein Dynamo Dresden nicht erst in dieser Saison in die Schlagzeilen geriet, weil er angeblich kurz vor der Pleite stand. In der Saison 2006/07 war dies auch bereits der Fall. Dort gab Dynamo bekannt, dass sie nicht mehr liquide seien, just in dem Augenblick, als der Abriss und damit der Neubau des Stadions in Dresden begonnen hatte. Dieses Stadion ist ein städtisches Stadion, das die Stadt mit Dynamo Dresden als Hauptnutzer errichtet. Als der Verein nun vor der Pleite stand, gab es ein Darlehen der Stadt unter der Bedingung, ein Sanierungskonzept vorzulegen. Das ist bisher noch nicht geschehen.

Die Frage ist allerdings, wie ein Verein überhaupt in diese Schieflage kommen, und dennoch die Lizenzierungsverfahren erfolgreich abschließen konnte. Für 2006/07 hat der Verein einen Etat eingereicht, der nach den Worten des mittlerweile zurückgetretenen Aufsichtsratschefs Thomas Mulansky nicht vom Aufsichtsrat abgesegnet gewesen ist. In diesem Etat wurde unter anderem mit einem Zuschauerschnitt kalkuliert, der wegen des Stadionumbaus in Dresden gar nicht haltbar war. Kurz gesagt – die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Vereins war nicht gegeben. Dynamo Dresden erhielt die Lizenz.
Für 2008/09 reichte der Verein wieder einen Etat ein und wieder erhielt er die Lizenz – um pünktlich zur Winterpause zu vermelden, dass man nicht mehr liquide sein. Dieses Mal sprang Kinowelt-Besitzer Michael Kölmel, durch großzügige Darlehen an mehrere Vereine (1. FC Union Berlin, Karlsruher SC, FC Sachsen Leipzig, 1. FC Magdeburg) schon bekannt, ein und half Dynamo mit einem Darlehen über die Runden. Als Gegenleistung erhielt er von Dresden die Rechte am Vereinslogo…
Noch hat Dynamo Dresden keine Lizenz für 2009/10 erteilt bekommen, aber das scheint nur eine Frage der Zeit.

Nimmt man nun die fragwürdigen Lizenzentscheidungen und setzt sie in Zusammenhang mit dem mdr-Beitrag, in dem unter anderem die Rede davon ist, Sammer habe „seine Hand schützend“ über den Verein gehalten, kombiniert mit Sammers eigener Aussage, er könne „dem Verein nicht mehr helfen“, so entsteht doch ein recht merkwürdiges Bild. Was genau meint der mdr, wenn er von der schützenden Hand spricht und was meint Sammer, wenn er sagt, er kann nicht mehr helfen? Und zu guter Letzt: Warum fragte der mdr nicht gleich nach?

Den mdr-Beitrag findet man noch hier, es ist Nummer 20, „Fußball: Kehrt Ralf Minge zurück?“

Disclaimer: Ich bin Anhänger des 1. FC Magdeburg, einem Verein, der sich als Geschädigter betrachten könnte, wenn Dynamo Dresden zu Unrecht die Lizenz für 2008/09 erhielt.

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