Alles wie immer…

Nun sind bereits sechs Spieltage in der Regionalliga und zwei im Landespokal ins Land gegangen, und ein Blick auf die Tabelle lässt erschauern. Leider aber nicht mit einem wohligwarmen Gefühl, sondern eher mit Gänsehaut an allen Körperteilen. Der Club liegt mit 6 Punkten aus 6 Spielen auf Platz 13 der Tabelle und hat die geradezu fantastisch niedrige Zahl von 4 Toren erzielt.
Am gestrigen Sonntag holte die Mannschaft einen Punkt beim bisherigen Tabellenführer Leipzig, wobei ich nicht anwesend war, dass Spiel also nicht beurteilen kann. Aber wenn ein Trainer sich am sechsten Spieltag in der Pressekonferenz hinsetzt und auf die Nachfrage, ob denn das 4-4-2 (Wolf spielte als hängende Spitze und der FCM somit zum ersten Mal mit zwei Spitzen) auch eine Möglichkeit fürs nächste Heimspiel wäre, antwortet: Krieger hat es natürlich leichter, wenn er Unterstützung hat, und das könnte auch eine Möglichkeit fürs nächste Heimspiel sein, dann kann man nur noch mit dem Kopf schütteln und feststellen: Ja, ach?

Wenn man das taktische System bis zum Spiel gegen Leipzig analysiert, wird man feststellen, dass es keins ist. Der Club spielt nur mit einer Spitze. Das ist aber gar nicht das Problem. Das Problem ist, dass er nur nominell mit einer Spitze spielt, die auch noch eine hängende Spitze verkörpert. Die zentralen Mittelfeldspieler, die Krieger den Ball zuspielen sollen, machen das zwar – aber eben schon dreißig, vierzig Meter vor dem Tor. So steht dann die einzige Spitze mit dem Rücken zum Tor – aber eben völlig außerhalb der Zone, in der man mit einer schnellen Drehung und einem Schuss Gefahr erzeugen kann.
Kombiniert man das mit dem absolut mangelhaften Spiel über die Außen, müsste eigentlich für jeden erkennbar sein, dass wir gar keine Torgefahr erzeugen können, selbst wenn wir es wollten!1
Eine Einzelkritik der Spieler erübrigt sich fast, so lange wir in diesem so genannten 4-1-4-1 agieren, das aber bestenfalls ein 4-6-0 ist.
Gegen Meuselwitz wie gegen RB war Torhüter Tischer der beste Mann auf dem Platz. An beiden Gegentoren unschuldig, rettete er den Punkt gegen Leipzig und hielt die Mannschaft gegen Meuselwitz zumindest im Spiel. Apropos erkennen: Mittlerweile scheint sich auch im Trainerstab die Erkenntnis durchzusetzen, dass Kosta Rodrigues nicht mehr für Regionalliga-Fußball taugt. Sowohl gegen Meuselwitz als auch gegen Cottbus machte er hauptsächlich mit schlechten Aktionen auf sich aufmerksam, verschuldete gegen Cottbus sogar das Gegentor. Offenbar ist also doch eine gewisse Erkenntnisfähigkeit vorhanden.

Ein konsequentes Wechseln auf ein 4-4-2, dass dann auch mit Leben erfüllt wird, könnte noch einiges zum Guten wenden, aber das muss man sich natürlich auch zutrauen, sowohl von Seiten des Trainers als auch von Seiten der Mannschaft. Die Mannschaft scheint im übrigen hinter Wolfgang Sandhowe zu stehen, zumindest wird Verteidiger Friebertshäuser, trotz regelmäßiger Böcke zum Abwehrchef befördert, mit den Worten „Diese Leistung war ein klares Signal der Mannschaft. Wir wollen damit zeigen, dass Trainer Sandhowe und wir zusammengehören.“ zitiert. Nunja…

Am nächsten Wochenende spielt der FCM gegen Holstein Kiel, die nach ihrem 4-1-Sieg im Derby gegen den VfB Lübeck sicher motivierter auftreten werden als in der vergangenen Saison. Da wird sich dann zeigen, ob das Meuselwitz- oder das Leipzigspiel den Leistungsstand der Magdeburger Mannschaft widerspiegelte.

Edit: Huch, da hab ich doch glatt das Ergebnis von Kiel-Lübeck falschrum im Kopf gehabt.


  1. Jedermann schließt auch Fußballtrainer mit ein. 

Hysterie

oder: Was ist eigentlich die „Evangelische Kirche“?

Heute berichtet Spiegel Online unter der Überschrift „Grundanständige Gesinnung“ und der Dachzeile „Evangelische Kirche über Eichmann“, dass die „Evangelische Kirche lobende Worte für Eichmann“ gefunden habe, nachdem der in Argentinien untergetauchte Eichmann in Israel vor ein Gericht gestellt werden sollte.

Ganz subtil wird in Dachzeile und Lead vermieden, „Evangelische Kirche in Deutschland“ zu schreiben. Aber die Wortkette Eichmann, Evangelische Kirche und „Brief an die Bundesregierung“ erweckt natürlich den Eindruck, es handele sich eben um die EKD, die dem Kriegsverbrecher Eichmann da ein Leumundszeugnis ausstellt.
Man muss schon den ganzen, zugegebenermaßen recht kurzen, Text lesen, um zu erkennen, dass es sich bei dem besagten Brief an die Bundesregierung lediglich um einen Brief des Linzer Superintendenten handelt, der da „grundanständige Gesinnung“, „gütiges Herz“ und „große Hilfsbereitschaft“ in einem Brief über Eichmann verwendet und hinzusetzt, es gehe über seine Vorstellungskraft, dass Eichmann „je zu Grausamkeit oder verbrecherischen Handlungen fähig gewesen wäre“.
Es handelt sich aber dabei mitnichten um ein Generalurteil der „Evangelischen Kirche“, sondern wohl eher um ein Schreiben, dass auf Initiative von Eichmanns Geschwistern verfasst wurde – wenn auch von einem in der Organisationshierarchie weit oben angesiedelten Individuum.

Damit man aber die Evangelische Kirche in Deutschland noch mit in dem Artikel unterbringen kann, muss noch erwähnt werden, dass „Bischof Hermann Kunst, Vertreter der EKD bei der Bundesregierung, das Schreiben Mensing-Brauns an das Auswärtige Amt weiter[leitete] – mit dem Hinweis, das Votum sei ‚mindestens interessant‘.“ Das SpOn aus dem bloßen Weiterleiten eines Briefs hier ein Einsetzen für Eichmann von Bischof Kunst herbeiinterpretiert, halte ich doch für fragwürdig. Der Bischof leitete da ein Schreiben zu einer tagesaktuellen Frage an die Regierung der Bundesrepublik weiter, die sich zur Eichmannproblematik irgendwie positionieren musste.1 Leider schreibt SpOn nicht, wann genau dieses Schreiben weitergeleitet wurde, so dass man nicht klar sagen kann, wie weit die Entscheidungsfindung der Bundesregierung hier schon gediehen war. Auch die zugrunde liegende Interpretation der Formulierung „mindestens interessant“ als eine Art Zustimmung zur Einschätzung des Superintendenten ist für mein Verständnis problematisch. Es gibbt wohl kaum ein Wort, dass derart wenig Wertung mitbringt wie das Wort „interessant“, zumal auch noch in einem diplomatischen Zusammenhang.

Interessant ist, dass es dieses Schreiben gibt, und es ist auch als Dokument der Zeitgeschichte sicher wertvoll für Historiker. Um jetzt der Evangelischen Kirche an sich, zumal in Deutschland, eine wie auch immer geartete Nähe zu Eichmannapologeten2, ist es jedoch denkbar ungeeignet. Gerade bei der Beurteilung historischer Dokumente, die mit dem Holocaust zusammenhängen, ist in meinen Augen wesentlich mehr Zurückhaltung geboten, als Spiegel Online hier an den Tag legt.


  1. Eichmann war von einem israelischen Mossadkommando in Argentinien entführt und nach Israel gebracht worden, wo ihm der 1961 der Prozess gemacht wurde. Da es sich bei Eichmann um einen deutschen Staatsbürger handelte und die Mossadaktion auf dem Territorium des souveränen Staats Argentinien stattfand, war die Situation völkerrechtlich zumindest nicht ganz einfach. 

  2. zu denen ich auch nicht zähle 

Eine Definition von Wahnsinn

ist es, immer dasselbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten. So zumindest Einstein. Nun ist der vielleicht kein Experte zum Thema Wahnsinn und auch ganz sicher nicht Freund der Berücksichtigung so genannter zufälliger Ereignisse, aber irgendeinen Einstieg muss man ja wählen. Einstein ist wohl auch kein großer Fußballexperte, zumindest lässt das Ergebnis einer entsprechenden Googlesuche solches vermuten. Dennoch soll es hier jetzt um Wahnsinn und Fußball gehen. Weiterlesen

Ist da jetzt Vorfreude?

Am kommenden Sonnabend beginnt die neue Regionalligasaison mit dem Spiel des 1. FC Magdeburg gegen Hertha BSCs Zweite. Allein diese Paarung illustriert, dass der Club von der Elbe nach wie vor in den Niederungen des deutschen Fußballs dahin dümpelt. Zwar gibt es auch unter Liga 4 weitere Spielklassen, aber auch hier gilt: Schlimmer geht immer, das ist kein Argument. Weiterlesen

Irreführende Werbung

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Warum eigentlich wirbt der regionale Verkehrsverbund marego mit Plakaten, auf denen das Schloss Hundisburg der Haltestelle Haldensleben zugeordnet wird anstelle des Haltepunkts Hundisburg? Der ist zwar auch auf dem Plakat, aber eher im Hintergrund.

Und weiter gehts

Heute war Traningsauftakt beim 1. FC Magdeburg für die Saison 2011/12. Nun sollte man meinen, dass man hier besser von „Und los gehts“ sprechen sollte, aber in vielerlei Hinsicht scheint die neue Saison beim Club eher eine Fortsetzung der letzten, doch recht katastrophalen Saison zu werden. Zur Erinnerung: der FCM vermied mit einer stark verjüngten und von den Fähigkeiten eher limitierten Mannschaft gerade so den Abstieg aus der vierten Spielklasse.

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Des Cynics Wörterbuch, Teil XIII

Nach langer Zeit der Stille in dieser (und auch in allen anderen, ich weiß, jaja) Kategorie, gibt es heute einmal einen neuen Eintrag. Der ist zwar nicht unbedingt zyniker-spezifisch, weil es sich um einen eher dialektalen Ausdruck handelt, der aber im Umkreis des Zynikers schon des öfteren für Irritationen sorgte. Letzteres, also die Irritationen sowohl der Gesprächspartner als auch beim Zyniker, der dann immer etwas ungläubig dieses Wort erklären muss, führten jetzt also zu diesem Eintrag.

Es handelt sich um das Wort ihle. Wir haben es hier mit einem Adverb zu tun, dass an sich ausschließlich mit dem Verbum essen Verwendung findet. Also zum Beispiel in dem Satz: „Das Brot war alle, da hab ich den Käse ihle gegessen.“ Hier ist dann auch die Bedeutung ablesbar: ihle bezeichnet das Essen von Nahrungsmitteln, die für gewöhnlich auf Brot vorkommen, ohne eben dieses Bäckereierzeugnis. So auch in der Redensart „In der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot.“ Ich beispielsweise esse Camembert lieber ihle als in Scheiben auf Stulle. Aber warum das so ist, das weiß ich auch nicht.
Ich erwähnte ja, dass es sich um eine dialektalen Begriff handelt. Nach allem, was ich so lesen konnte, ist er dem Magdeburger Sprachraum zuzuordnen, wobei ich da keine Exklusivität festlegen möchte.