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Flugangst

Flugangst hatte ich früher mal. Aber ein Transantlatikflug ins sonnige Kalifornien hat da als Therapie gut funktioniert.
Flugangst hat immer noch – meine Mutter. Nun hatten meine Schwester (+Familie), meine Oma mütterlicherseits und meine Wenigkeit den Eltern in diesem Jahr ein Kollektivgeschenk gemacht: Zum Geburtstag und dem 40. Hochzeitstag gab es einen Wochenendtrip nach Stockholm. Mit Flug von Schönefeld, Hotel und ÖPNV-Benutzung, alles drin und so.
Die ganze Zeit haben wir uns Gedanken darüber macht, ob sich meine Mutter überwinden können wird, in das Flugzeug zu steigen oder nicht.
Und dann? Und dann? Dann bricht so ein bescheuerter isländischer Vulkan aus, der das die letzten paar hundert Jahre nicht getan hat und verhindert den Abflug. Was fürn Mist, verflucht.

Naja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, die Eltern fliegen nun an Himmelfahrt. Bin mal gespannt, welche Naturgewalt das dann verhindert.

Textbausteine sind toll

Heute kam ein Brief meiner Krankenkasse. Ich sei ja als Student pflichtversichert, schreibt man mir, (richtig) und daher benötige man „zur Aktualisierung und Fortführung“ der Versicherung eine „aktuelle Aufenthaltsgenehmigung/Duldung“ (falsch).

Schon blöd, wenn man sich beim Zusammenstellen des Schreibens verklickt. Aber ja, ich schick meiner Versicherung dann eine aktuelle Immatrikulationsbescheinigung zu.

Andere Länder, andere Sitten

Dieser Allgemeinplatz trifft ja so ziemlich auf alles zu, und auch beim Fußball ist er nicht ohne Relevanz. Die Liebesbekundungen englischer Fußballfans sind oft von dem geprägt, was wir als typisch englischen Humor bezeichnen. Das kann aber den ein oder anderen deutschen Fußballer durchaus vor Probleme stellen.

Als Jürgen Klinsmann 1994 zu Tottenham Hotspur in die englische Premier League wechselte, wurde von den als sangesfreudig bekannten englischen Fans bald auch für Jürgen ein Lied gedichtet. Zur Melodie eines Mary-Poppins-Klassikers sangen sie „Chim chiminee, chim chiminee, chim chim churoo, Jürgen was a German, but now he’s a Jew!“1 Das ist natürlich keine Beleidigung, denn die Spurs haben in den 1970ern die antisemitischen Gesänge gegen sie einfach aufgenommen und sich seither selbst als „jews“ oder „yids“ bezeichnet. Dabei hat der Verein selbst keine explizit jüdischen Wurzeln, aber wie viele Londoner Clubs einen großen jüdischen Anteil an Fans.
Hier kann man also eigentlich beruhigt sagen, die Fans haben den Deutschen Klinsmann als ein vollwertiges Mitglied der Mannschaft akzeptiert und gut ist.

Wie aber soll man reagieren, wenn man Uwe Rösler heißt und bei Manchester City und Southampton gespielt hat? Rösler, von 1988 bis 1991 auch in Magdeburg unter Vertrag, wechselte ebenfalls 1994 nach England, zu Manchester City. Die City-Anhänger pflegen eine Rivalität mit dem ungleich erflogreicheren anderen Verein aus Manchester, Manchester United. Im 2. Weltkrieg wurde das Heimstadion von United durch deutsche Bomben stark beschädigt, so dass der Verein noch bis 1949 seine Heimspiele an der Maine Road austragen musste, dem Stadion von Manchester City. Diese Episode ist seither natürlich ein steter Quell des Spotts von Seiten der „Citizens“. Anscheinend war mit der Verpflichtung Röslers als einem deutschen Stürmer die Assoziation zu den deutschen Bombern so deutlich und klar, dass schon bald nach Röslers ersten Toren für City T-Shirts auftauchten mit einem Bomber mit deutschen Markierungen und der Kennung M.C.F.C. 1 — und der Aufschrift „Rösler’s grandad bombed Old Trafford“. Präzise, wie Engländer manchmal sind, wurde auch das Datum des Angriffs aufgedruckt.2 Aber nicht nur auf seiner City-Station wurden die (wohl fiktiven) Verdienste von Röslers Großvater derart gewürdigt: Zu seiner Zeit bei Southampton gab es auch einen Fangesang auf Röslers Vater:

Rosler’s dad’s a German,
he wears a German hat,
he dropped a bomb on Fratton,
and we love him just for that.

Fratton Park ist — wie sollte es anders sein — das Stadion des Erzrivalen Portsmouth.3

Wie soll man auf diese Art der Liebesbekundung reagieren?


  1. Siehe auch hier 

  2. Siehe auch die Facebook-Gruppe hier 

  3. Siehe auch hier bei Spiegel Online. 

Warum eigentlich?

Flöckchen fragt sich gerade mal, warum sie eigentlich bloggt. LeSpocky hat schon recht strukturiert Antworten gegeben, aber da diese Fragestellung wohl jeden Blogger schon befallen hat, werde ich meinen Senf auch mal dazugeben.1

Die Antwort, warum ich blogge ist recht kompliziert. Zunächst habe ich ja zwei Blogs. Das deutsche allgemeine hier und das — nur unregelmäßig aktualisierte — Fußballblog. Historisch gesehen kam zuerst das englische Fußballblog aus ganz pragmatischen Gründen: Ich kann mich kaum mit jemandem aus meinem Freundeskreis über das Thema unterhalten, rede also häufig mit meinem Vater darüber. Das halte ich aber nicht lange durch, da wir meist von unterschiedlichen Informationsständen ausgehen: Ich sehe deutlich mehr Spiele als mein Vater, so dass viele Konversationen mit „naja, aber du hast das Spiel nicht gesehen“ enden. Unbefriedigend halt.

Irgendwann entschied ich mich dann für Englisch als Blog-Sprache, übt halt. Da dann aber immer mal wieder was auf Deutsch zu bloggen war, wie zum Beispiel über die Handballweltmeisterschaft 2007, schaffte ich mir irgendwann, auch überredet von Flint, ein Zweitblog an. Das ist ganz praktisch für den ein oder anderen Rant, aber eben auch für andere Dinge, die einem auf dem Herzen liegen, wie zum Bleistift das Wörterbuch. Im wesentlichen gibts nur zwei Motivationen für mich zu schreiben. Die erste hat auch LeSpocky schon genannt:

Ich will, dass die Leute (alle) das lesen (z.B. wenn’s um Politik geht).

Die andere ist einfach die Tatsache, dass manches raus muss und es mir danach auch besser geht.

Ich glaub‘, ich bin ein Therapieblogger.

Was das Festhalten von Ideen und lustigen/sonstigen Begebenheiten angeht, werde ich mir wohl ein Diktiergerät kaufen müssen, das hab ich nämlich auch öfter.


  1. Grade hat übrigens Trochowski zum 2-2 ausgeglichen in Düsseldorf 

Des Cynics Wörterbuch: Exkurs A

Syntax

In der Sprache des Zynikers gibt es einige Besonderheiten, die einen unbedarften Beobachter durchaus verwirren können. Dazu gehört das frequente Auslassen von mehr oder minder wichtigen Satzgliedern.

Am häufigsten davon betroffen scheint ironischerweise das Subjekt in der ersten Person Singular. So ist der Satz „Geh‘ heut ins Kino.“ mitnichten ein Imperativ, sondern lediglich die sprachökonomisch verkürzte Variante des Satzes „Ich geh‘ heute ins Kino.“

Derartige Auslassungen kommen jedoch nicht nur am Satzbeginn, sondern auch am Ende vor. Hier betrifft es insbesondere Sätze, die Teil längerer Erklärungen sind. Diese werden in der Regel in dem Moment abgebrochen, wo sicher ist, dass das Gegenüber verstanden hat, worum…

Internetsperren

Da ja jetzt auch ein Koalitionspolitiker damit rausgerückt ist, dass es nicht nur um Kinderpornographie geht, wenn die Regierung über Internetsperren spricht, haben der Flint und ich uns mal (ganz kurz) Gedanken gemacht, was Internetsperren eigentlich sind.

19:19 madcynic: internetsperren sind ja eigentlich dasselbe wie ein reiseverbot
19:19 Flint: der Vergleich leuchtet mir gerade net so ganz ein
19:19 madcynic: naja.
19:20 Flint: ich finde Internetsperren sind eher so wie diese „Gefahrenbrillen“ aus dem Anhalter
19:20 madcynic: es kann ja eigentlich nicht um inländische seiten gehen, da die nach normalem deutschen recht verfolgbar sind. also schützt man die bevölkerung vor den bösen ausländischen seiten, auf die man keinen einfluß hat
19:21 madcynic: in etwa so, als würde man die deutschen daran hindern, ins ausland zu reisen, weil man sie da nicht mit deutschen gesetzen schützen kann.
19:21 Flint: hm…kaaay…von der Seite aus…joa

Kindererziehung

Die letzten paar Tage verbrachte ich bei meiner Schwester. So eine Auszeit vom Studienalltag ist mal ganz nett. Urlaub war es allerdings nicht wirklich™ – denn ich verbrachte den Großteil der Zeit mit meinem nicht ganz zweijährigen Neffen. Der ist halt Kind und braucht Aufmerksamkeit, aber wenn man das nicht jeden Tag hat, ist es auch auszuhalten, obwohl es nicht das eigene Kind ist.1

Besonders interessant ist die Phase natürlich gerade, denn der Junge macht langsam das, was die englisch-sprechende Welt als „potty training“ kennt. Wir alle wissen ja, dass es irgendwann doch einfacher für alle Beteiligten ist, wenn man selbständig auf Toilette gehen kann und nicht mehr auf die Windeln angewiesen ist. Zu meiner Zeit gabs zu diesem Zweck einerseits Plastiktöpfchen und andererseits, für die Fortgeschrittenen sozusagen, Plastikeinsätze für das WC, damit man mit dem schmalen Hintern nicht durch die Brille rutscht. Man war als Kind ja immer stolz wie Oskar, wenn man was konnte „wie ein Erwachsener“. Nunja, Töpfchen gibts immer noch, aber irgendwie sind die jetzt anders… Weiterlesen


  1. bei eigenen Kindern ist ja alles anders, liest und hört man zumindest immer wieder