Kategorie-Archiv: Was zum…?

Entschuldigung, aber…

Wieso ist Avatar jetzt genau der nächste große Wurf in der Kinotechnik?

Die CGI sieht immer noch aus wie CGI, es gibt auf dem ganzen Planeten nur Lebewesen mit echsenartiger Haut – und Zöpfen/Interfacemodulen, die Story ist hanebüchen beziehungsweise schon fünfhunderttausendmal erzählt. (Last Samurai oder Der mit dem Wolf tanzt, anyone?)

Wenn man 500 Millionen Dollar ausgibt, sollte man eventuell mehr als 2,50 in Kaffee für Obdachlose investieren, die einem in drei Minuten ne Story erzählen. Nichts gegen Obdachlose, aber herrje. Die Handlung folgt komplett logisch, ohne irgendeinen Twist aus der Prämisse des Films – wann hat es das denn bitte zum letzten Mal gegeben. Wäre der zweite Teil (das Cinemaxx hat ja mal wieder ne Pause eingebaut) nicht von der Natur eines Michael-Bay-Films gewesen, wäre ich eingeschlafen. Gott sei Dank war’s nicht mein Geld.

Ich könnte jetzt auch noch ins Detail gehen und mich fragen, warum man nicht wenigstens einen Teil der kolportierten Summe in Überlegungen zur Evolution auf diesem Pandora-Planeten investiert hat. Ich meine, Echsen-Artige, die als Fluchtreflex um die eigene Achse rotierend wegfliegen – und dabei leuchten? Aber naja, war nicht mein Geld. Denn für ne fast dreistündige Techdemo hätte ich keine 8,30 ausgegeben.

Btw: Hat schon wer rausgefunden, für welche Grafikkarte die den gemacht haben?

Der Hauptstadtvertrag

In der heutigen Volksstimme findet sich ein Bericht über ein Informationspapier der Stadt Magdeburg in der der Fortschritt in Sachen Hauptstadtvertrag mit dem Land Sachsen-Anhalt behandelt wird. Es gibt keinen Fortschritt, sagt die Drucksache. Außerdem enthält sie Betrachtungen zu Hauptstadtverträgen in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Letztlich endet das Papier mit der Feststellung, die Arbeitsgruppe Hauptstadtvertrag werde weiterhin bestehen bleiben.

Wieso die Autorin des Volksstimmebeitrags ihren Artikel mit der polemischen Bemerkung „Mag sein, sie zeitigt in weiteren zwei Jahren nicht mehr als ein weiteres inhaltsarmes Informationspapier.“ schließt, wird wohl nur sie selbst wissen. Jeder, der sich mit dem Land Sachsen-Anhalt und dem Verhältnis zwischen Landesregierung und Landeshauptstadt beschäftigt, wird ahnen, wieso es hier keine Fortschritte gibt. Die Stadt Magdeburg kann den Hauptstadtvertrag schließlich schlecht mit sich selbst abschließen – und eben da liegt der Hase im Pfeffer. Die Thematik Hauptstadtvertrag spielt augenscheinlich nur bei der Landtagsfraktion der Linken und allgemein auf Seiten Magdeburger Abgeordneter oder Magdeburger Kreisverbände der im Landtag vertretenen Parteien eine Rolle. Statt sich also mit einer Spitze zu verabschieden, hätte es dem Artikel gut getan, hier einmal die andere Seite der Medaille, also die Haltung des Landes zu beleuchten. Stattdessen kommt das Land Sachsen-Anhalt lediglich im ersten Absatz vor, als Teil einer Hypothese.

Gefahren, nicht mehr existente und auch neue

In einem Beitrag auf TheTruthAboutCars.com las ich heute folgendes: „In 1927, dancer and choreographer Isadora Duncan jumped into a friend’s Bugatti. As the driver began their destined-to-short journey, Duncan’s flowing scarf tangled in the car’s open-spoke rear wheel. It pulled taut, snapping her neck.“

Drahtspeichenräder sind nun bei Automobilen nicht mehr en vogue, und auch manche andere früher relativ häugige Todesursache ist passé, um bei Modebegrifflichkeiten zu bleiben. Wann hat man denn zum letzten Mal gelesen, dass ein Arbeiter von einem gerissenen Transmissionsriemen getötet wurde, was wegen schlechter Wartung noch Anfang des 20. Jahrhunderts oft vorkam? Auch die Variante „zerquetscht beim Zusammenkuppeln von Eisenbahnwaggons“ hat Gottseidank weniger Opfer gefunden als im 19. Jahrhundert, als die Technik noch neu war.

Auf diese Art, durch den Fortschritt, wurden mehrere Gefahren beseitigt, allerdings wohl auch durchaus neue Gefahren geschaffen. Da gibt es die Geschichte eines Wohnmobilfahrers, der den Begriff „Cruise Control“ angeblich falsch interpretiert hätte und in einer Kurve einen Unfall baute – während er im Wohnbereich Kaffee kochte. Die Geschichte ist, sagt Snopes.com, nur eine Urban Legend, aber der Gedanke zählt. Erweitern wir kurz die Story auf allgemeine Technikgläubigkeit und wenden uns dem Fall eines Dänen zu, der sich vermutlich mit dem Gedanken „das Ding wird wissen, was es tut“ entschloss, der Anweisung seines Navigationsgeräts zu folgen und zu wenden – auf dem Beschleunigungsstreifen der B200. Ein schwerer Unfall war die Folge, jedoch zum Glück ohne Todesopfer.

Auch die Einführung des elektrischen Stroms hat dem Sensenmann viel Arbeit gemacht, kommt es doch immer mal wieder vor, dass jemand der Anziehungskraft eines Stromunfalls nicht widerstehen kann. Ähnliche Wirkung wird der Einführung des Automobilverkehrs – auch ohne Drahtspeichenräder – und der Eisenbahn zugeschrieben. Das Flugwesen dagegen scheint zunächst, glaubt man dem Russen Michail Sostschenko, eher für das Viehzeuch problematisch gewesen sein.

So schafft sich jede Ära ihre neuen Todesursachen. Man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt – nur eines ist klar: „Es entwickelt sich, Genossen Bauern!“

Was autorisiert Sie denn dazu?

In der vergangenen Woche fand an der FGSE die Einführungswoche für die Erstsemester statt. Außerdem beginnen gerade die Bauarbeiten zwecks Sanierung des Gemäuers. Als interessierte und hilfsbereite Studenten waren der Flint und ich natürlich auch vor Ort, um eventuell einige Unterstützung zu leisten und hier und da Hilfestellung zu geben. Obwohl die eigentliche Einführung erst am Mittwoch stattfand, waren wir schon am Montag in der Fakultät, auch in der (an sich von vornherein illusorischen) Hoffnung, jemand im Fachschaftsrat könne uns Auskunft über die geplanten Aktionen geben.
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Die fehlkonstruierende Fehlkonstruktion

Der Spiegel von dieser Woche (Nr. 40/09) hat das Titelthema „Fehlkonstruktion Mensch – Warum wir für die moderne Welt nicht geschaffen sind“.

Dazu nur kurz zwei Dinge. Zunächst mal – wieso Fehlkonstruktion? Genauer gesagt, wieso Konstruktion? Das setzt einen Konstrukteur voraus, oder? Ich weiß, die Evolutionstheorie ist ja nur eine schöne neue Theorie und überhaupt gibt es ja hunderttausende von Gegenbeweisen, so dass es natürlich völlig legitim und ideologisch gar nicht aufgeladen ist, von der „Fehlkonstruktion“ zu sprechen.
Die andere Frage bezieht sich auf die Unterzeile „Warum wir für die moderne Welt nicht geschaffen sind“. Ist es wirklich so, dass der Mensch nicht für die moderne Welt geschaffen ist? Mag sein, der Spiegel beantwortet diese Frage wohl mit ja (wobei man angesichts äußerst verworrener Spiegelthemen ja vorsichtig sein muss), aber ist das denn die entscheidende Frage? Wäre es denn nicht viel sinnvoller zu fragen, warum wir Menschen uns eine moderne Welt geschaffen haben, die offensichtlich mit unseren psychisch-physiologischen Bedürfnissen nicht korreliert, sondern uns im Gegenteil vor schwere Probleme stellt? Hier wäre ein Ansatz gewesen für ein interessantes Titelthema, aber nö, der Spiegel betätigt sich ja lieber als Wiederkäuer der Wissenschaft.

Auswandern

Blickt man sich vor den Bundestagswahlen in der politischen Landschaft um, wird man über kurz oder lang von einer Depression befallen.
Da gibt es einen Innenminister, der immer mal wieder Ideen hat, wie man doch das Grundgesetz oder andere lustige demokratische Einrichtungen verändern könnte, um mehr Sicherheit zu erlangen. Da gibt es eine Familienministerin, die lieber Stoppschilder aufstellt, als tatsächlich etwas gegen Kinderpornographie im Netz zu tun. Da gibt es Polizisten in Berlin, die statt ihre Dienstnummer herauszurücken lieber denjenigen schlagen, der danach fragt.
Dann gibt es Parteien, die sich entschließen, ihr Programm nicht durchzugendern – und dafür von angeblich progressiven Kräften angegangen werden. Dann gibt es Vize-Vorsitzende von Parteien, die ein Interview geben und dafür von großen Teilen der so genannten Blogosphäre und der Medien (zumindest von den interessierten) Prügel beziehen, aber nicht für die Inhalte des Interviews, sondern für die Zeitung, der sie das Interview gegeben haben.

Quo vadis, politische Kultur?
Bleibt eigentlich nur auswandern. Am besten nach China – da weiß man, was man kriegt.

Vorsicht, Studenten werfen mit Kot

Ich war ja das erste Mal schon zu Schulzeiten in der Uni-Bibliothek. Das heißt, eigentlich nur in der Abteilung FGSE, früher™ war das ja noch getrennt. Auch heute gibt es noch Führungen für Schulklassen beziehungsweise Demnächst-Studium-Anfanger, aber erst jetzt ist mir so richtig klar geworden, was man als Student so denkt, wenn eine solche Führung an einem vorbeizieht. Der Ablauf ist etwa so.

1. Ruhe, verdammich. Kann man das nicht draußen erklären? Oder im Internet.
2. Vorsicht, Studenten werfen mit Kot.
3. Das ist ein Buch. *zeig* Und so benutzt man es *aufklapp*

Was man wohl als Schüler denkt, wenn man während einer solchen Führung den Lesesaal betritt, in Zweierreihen, aber immerhin schon ohne anfassen, und die Studenten anfangen zu grinsen und teilweise loszuprusten?