Kategorie-Archiv: Was zum…?

Zusammenhänge…

1982: Deutschland ist wirtschaftlich nicht in Topzustand.
Am 24. April 1982 gewinnt Nicole in Harrogate den Eurovision Song Contest für Deutschland. 161 Punkte aus den 18 Teilnehmerländern bedeuten Platz 1, ganze neun Länder vergeben die Höchstpunktzahl an die deutsche Kandidatin.
Einhundertundsechzig Tage später, am 1. Oktober, spricht der deutsche Bundestag Kanzler Helmut Schmidt das Misstrauen aus und wählt Helmut Kohl zu seinem Nachfolger.

2010: Deutschland ist wirtschaftlich nicht in Topzustand.
Am 29. Mai 2010 gewinnt Lena in Oslo den Eurovision Song Contest für Deutschland. 246 Punkte aus den 39 Teilnehmerländern bedeuten Platz 1, ganze neun Länder vergeben die Höchstpunktzahl an die deutsche Kandidatin.
Einhundertsechzig Tage später, am 5. November, …

Auf halbem Weg stehen geblieben

Ja, ich hab gesagt, das Blog ruht erstmal. Aber die Volksstimme hat’s geschafft, dass ich meine Stille erstmal unterbreche. Heute berichtet die Volksstimme über die Übergabe des Fördermittelbescheids für den Stadionneubau in jedes Magdeburgers Lieblingsstadt Halle. Dabei sind gewisse Ansätze von kritischem Journalismus zu erkennen. Aber leider sind die beiden Autoren auf halbem Wege stehen geblieben.

Das Finanzierungsmodell in Halle sieht folgendermaßen aus: Das Land gibt 6 Millionen Euro Fördermittel, die restlichen 11,5 Millionen will die Stadt Halle aufbringen. Ich will jetzt gar nicht auf die Tatsache eingehen, dass der Stadionbau in Magdeburg nur Förderungen der Nebenanlagen erhalten hat – und die wohl auch nur aus bereits bestehenden Förderprogrammen (z.B. aus einem Förderprogramm zur Anlage von Kunstrasenplätzen, oder der Neubau einer Mehrzweckhalle – die ja mal gleich gar nichts mit dem Stadionneubau zu tun hat, mit der Ausnahme des Standorts), während in Halle direkt der Bau des Stadions gefördert wird. Ich will auch nicht darauf herumreiten, dass Magdeburg nur 3,75 Millionen von ursprünglich zugesagten fünf Millionen erhalten hat. Worauf ich aber hinaus will, ist: Warum übergibt das Land jetzt den Bewilligungsbescheid? Ursprünglich war aus dem zuständigen Ministerium zu hören, die Stadt Halle solle erst mal ihre 11,5 Millionen absichern, bevor das Land mit dem Scheck vorbeikommt.
Diese 11,5 Millionen will die Stadt Halle aus Grundstücksverkäufen erlösen. Nun ist natürlich eine solche Finanzierung grundsätzlich immer möglich und, wenn man sich die relativ großen Flächen, über die ostdeutsche Gemeinden verfügen, vor Augen hält, ein gangbarer Weg. Allerdings muss man sich vor Augen halten, dass wir in einer Rezession leben, in der auch der Grundstücksmarkt – zumindest in den oberen Größenordnungen – nicht so lebendig ist. So bleibt die Frage, wer diese Grundstücke erwerben soll, eine nach wie vor unbeantwortete – böse Zungen behaupten gar, das Land solle da als Käufer auftreten.

Merkwürdig bleibt die unterschiedliche Behandlung der Stadionbauprojekte beider Städte allemal.

Schallschutz

Wer schon einmal in der Universitätsbibliothek in Magdeburg war, wird festgestellt haben, dass die Architektur nicht eben zweckmäßig ist. Das fängt bei teilweise unglaublich langen Wegen an, die man zu den einzelnen Abteilungen zurücklegen muss, und hört bei der schlechten Lautstärkereduzierung noch längst nicht auf.
Gerade in der Prüfungszeit hat man eigentlich immer einen Lärmpegel in der Bibliothek, der über dem liegt, was für konzentriertes Arbeiten tolerabel ist. Aber seit kurzem gibt es eine Lösung für diese Problematik. Weiterlesen

Flugangst

Flugangst hatte ich früher mal. Aber ein Transantlatikflug ins sonnige Kalifornien hat da als Therapie gut funktioniert.
Flugangst hat immer noch – meine Mutter. Nun hatten meine Schwester (+Familie), meine Oma mütterlicherseits und meine Wenigkeit den Eltern in diesem Jahr ein Kollektivgeschenk gemacht: Zum Geburtstag und dem 40. Hochzeitstag gab es einen Wochenendtrip nach Stockholm. Mit Flug von Schönefeld, Hotel und ÖPNV-Benutzung, alles drin und so.
Die ganze Zeit haben wir uns Gedanken darüber macht, ob sich meine Mutter überwinden können wird, in das Flugzeug zu steigen oder nicht.
Und dann? Und dann? Dann bricht so ein bescheuerter isländischer Vulkan aus, der das die letzten paar hundert Jahre nicht getan hat und verhindert den Abflug. Was fürn Mist, verflucht.

Naja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, die Eltern fliegen nun an Himmelfahrt. Bin mal gespannt, welche Naturgewalt das dann verhindert.

Ewigkeit und Genauigkeit

Die Volksstimme berichtet heute, dass sich nach den Olympischen Winterspielen von Vancouver natürlich auch der Ewige Medaillenspiegel verändert hat. Neue Rangordnung laut Volksstimme: 1. Deutschland, 2. UdSSR/Rußl.

Liebe Freunde bei der Volksstimme. Es ist richtig, dass Rußland laut IOC Nachfolger der UdSSR ist und so deren Erfolge „erbt“. Aber wäre es nicht möglicherweise sinnvoll, zu erwähnen, dass Deutschland aus den Erfolgen aller deutschen Mannschaften besteht? (Andere machen das entweder so (ARD) oder so (Bild). Eine ganz verrückte Variante gibt’s beim Spiegel)) Also der Gesamtdeutschen Olympiamannschaften, der DDR und der BRD, wie hier in der Wikipedia schön aufgeschlüsselt? Mal davon abgesehen, dass zu Rußland auch das Vereinte Team (EUN) von Albertville 1992 gehört, als die GUS gemeinsam antraten.

Zur generellen Sinnhaftigkeit einer Tabelle, die einerseits ein aktuelles Land die Erfolge zweier Länder erben lässt und andererseits einem aktuellen Land, das lediglich einen Teil seines Vorgängers umfasst, alle Erfolge des Vorgängers zuspricht, muss wohl jeder eigene Überlegungen anstellen. Aber eigentlich gilt bei Olympia ja angeblich Mittendrin, statt nur dabei Dabei sein ist alles, insofern sollte diese Tabelle ja auch untergeordnete Priorität besitzen.

O tempora, o mores

Guido Westerwelle sagt, wer arbeitet, müsse mehr haben, als der von staatlicher Unterstützung Lebende, alles andere sei Sozialismus. Mal abgesehen davon, dass Westerwelles Beispiel nicht stimmt, muss man sich schon wundern. Ich hätte den Guido ja für intelligenter gehalten als die Solidarität-ist-gleich-Sozialismus-Nummer abzuziehen, aber so kann man sich irren. Widerspruch gibt’s genug, angefangen bei den üblichen Verdächtigen in SPD (achja, Hartz IV, wer hat’s erfunden?) und Gewerkschaften bis hin zur CSU. Ja, die CSU weist (zu Recht) darauf hin, dass „Solidarität […] nicht sozialistisch, sondern ein Grundwert unserer Wirtschaftsordnung [ist]“. Aber hey, so ein bisschen Verunglimpfen von Millionen Mitbürgern, die ja schließlich alle Hartz-IV-Freiwillige sind, hat ja noch nie geschadet. Ein Guido Westerwelle fällt nicht um1

Noch ein anderes Thema, auch beackert von den politischen Spitzen: Der Atomausstieg. Ich sehe den ja durchaus kritisch, aber das Argument für Kritik am neuen Bundesumweltminister, das heute gefallen ist… Also darauf wäre ich nicht gekommen. Der Bundesumweltminister hat doch tatsächlich der CDU nahegelegt, sie solle sich „gut überlegen, ob sie gerade die Kernenergie zu einem Alleinstellungsmerkmal machen will“. Was wie ein guter Rat klingt, ist natürlich eine Abkehr von der Koalitionsvereinbarung, in der ja drinsteht, man wolle die Laufzeitverlängerung von AKWs und diese AKWs in ein Energiekonzept einbetten.
Wie? Ist es nicht? Ja, das dachte ich auch. Bis die Umweltminister von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen heute erklärten: „Wir sind vor der Bundestagswahl für längere Laufzeiten der Kernkraftwerke eingetreten, und das muss auch so bleiben.“
Einhalten von Wahlversprechen. Ganz neue Taktik.


  1. Ich musste bei dieser Formulierung ganz spontan an einen beliebten deutschen Fußballer denken. Der spricht allerdings gern von sich selbst in der dritten Person. 

Schullektüre

Inspiriert von des Flints Beitrag zur Schullektüre, der wiederum von einem Beitrag über einen Lokalzeitungsartikel inspiriert wurde, mal ein Blick auf meine Schullektüre. Mal sehen, ob ich das gymnasial alles noch zusammen bekomme…

Los gings in Klasse 5 mit Defoes Robinson Crusoe. Hatte ich vorher schon dreimal gelesen, da hielt sich der Erkenntnisgewinn irgendwo in Grenzen, zumal die Behandlung im Deutschunterricht in Klasse 5 nun eben auch nicht die großen Einblicke vermittelte.
Dann kamen die Vorstadtkrokodile, soweit ich mich erinnere. Ich fand das irgendwie ganz furchtbar und dusslig, was da drin passierte. Überhaupt war meine 5. Klasse deutlich von der unmittelbaren Nachwendezeit geprägt, was sich dahingehend auswirkte, dass praktisch keiner der DDR-Kinder- und Jugendbuchklassiker gelesen wurde.

Ich meine zwar in der 5. noch was gelesen zu haben, aber mein Gedächtnis ist auch nicht mehr, was es mal war. Im nächsten Jahrgang ging es dann mit einem Buch weiter, das ich seinerzeit als furchtbare Quälerei empfand, weil einfach ewig nix passierte – Tolkien, Der kleine Hobbit. Furchtbarer deutscher Titel eigentlich, wenn man sich das mal überlegt. Außerdem gabs noch Lindgrens Ronja Räubertochter, aber das könnte auch schon in der Fünften gewesen sein. Als nächstes kam dann, glaube ich, Damals war es Friedrich – es begann die jahrelange Beschäftigung mit dem Dritten Reich, die sich durch Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Religion fortsetzte. Zwar zumeist doch mit unterschiedlichen Prioritäten, dennoch gab es kein Schuljahr mehr, in dem man sich nicht mit diesen 12 Jahren deutscher Geschichte beschäftigte. Ich glaube nicht, dass ich das Buch komplett gelesen habe, was ein Zeichen für Langeweile ist – zumindest bei mir.

In der siebten setze sich das Thema Drittes Reich fort, mit dem Tagebuch der Anne Frank, das ich ebenfalls nur ausschnittsweise gelesen habe. Ich weiß nicht mal genau, warum, nur dass mich die Lektüre großteils schlicht gelangweilt hat. Ich lese ja gerne, aber die ständige Verknüpfung von Tagebucheintrag und historischen Aspekten ging mir wohl einfach auf die Nerven. Außerdem gabs noch Romeo und Julia in der 7. Klasse, da bin ich mir recht sicher. Im Deutschunterricht natürlich. War jetzt irgendwo auch zu früh, ich glaub nicht, dass man in der Klassenstufe die Feinheiten des Konflikts und die Schönheit des Texts begreifen kann. Irgendwann in dem Zeitbereich kam dann auch Pole Poppenspäler, der einzige Storm in der langen Liste der Schullektüre. Hab ich nicht gelesen.1

In der 8. Klasse kann ich mich nicht an großartige Lektüre erinnern, obwohl da garantiert auch was war. Außer einem Buch mit Namen „Fish House Secrets“ im Englischunterricht. Ich kann mich kaum dran erinnern, außer natürlich daran, dass meine Lehrerin es für ne gute Idee hielt, in einer Klasse voller pubertierender Schüler mich die eine Knutschszene vorzulesen. Watt’n Spass. Na gut, Kleider machen Leute haben wir auch noch lesen dürfen. Beziehungsweise hätten wir sollen, aber ich…ach is ja auch egal.

In der 9. Klasse gabs dann Lektürelisten mit 5 Büchern, die wir übers Jahr verteilt lesen sollten. Trotz der Androhung eines schriftlichen Tests am Ende des Jahres hielt sich die Klasse bei der Umsetzung dieser Vorgabe erstaunlich zurück. So kommts denn auch, dass ich Droste-Hülshoffs Judenbuche nicht gelesen hab, auf das Urteil meiner Klassenkameradin C., die meinte das Buch sei die Zeit nicht wert gewesen. Von den anderen Büchern, die auf der Liste standen, hab ich vermutlich auch nicht allzu viele gelesen, zumindest erinnere ich mich an keine Titel.

An die zehnte Klasse erinnere ich mich auch beim besten Willen nicht2, aber eine Lektüreliste gab es auch da, über deren Abarbeitung ich kein Urteil abgeben möchte.3 Bestimmt behandelt haben wir Borchert, Draußen vor der Tür. Gelesen hab ich’s nicht, was dann auch in der Klausur auffiel, weil ich bei meiner Einordnung des Stücks in den Gesamtzusammenhang natürlich nur die Szenen kannte, die man im Unterricht besprochen hatte. Blöderweise hatte ich auch noch einige Stunden durch Arzttermine versäumt.

In der 11. Klasse gabs in Deutsch Nathan und Antigone, in 11/2 Faust I, in 12/1 Faust II – inklusive Theateraufführung an aufeinander folgenden Abenden. Gastspiel des Anhaltischen Theaters Dessau im Opernhaus des Theaters der Landeshauptstadt. In 12/2 gab es dann Brechts Leben des Galilei, das ich allerdings nicht in der deutschen, sondern in der englischen Fassung las…Außerdem muss in dem Bereich auch Dürrenmatt vorgekommen sein, mit dem Richter und seinem Henker sowie den Physikern. Ich meine mich auch an die Ansichten eines Clowns zu erinnern, aber da bin ich mir mit der Zuordnung zum Jahrgang nicht sicher. Auf jeden Fall in der Abiturstufe allerdings, ich erinnere mich an den Kommentar meiner Deutschlehrerin, die mich darüber informierte, dass man gegen die Gepflogenheiten von Erörterungen verstößt, wenn man mit Ironie arbeitet.4
Im Englischunterricht gab’s Miller, Death of a Salesman und dann endlich wieder Shakespeare – Taming of the Shrew. Mein Englischlehrer wollte ursprünglich eine Tragödie behandeln, hatte dann aber ein Einsehen, als wir ihm darlegten, bei all den Tragödien, die man in der Schule liest, müsste man ja zwangsweise depressiv werden. Feiner Zug, das.
Achja, in Latein durften wir die Metamorphosen des Ovid lesen und den unvermeidlichen Gallischen Krieg, wobei zumindest letzteres interessant war. Ersteres bot eher Stoff für Diskussionen über Ovids ethisch-moralische Ansichten.

Insgesamt kann ich mich kaum an Schullektüren erinnern, auch nicht an die, die ich tatsächlich gelesen habe, was ja irgendwie kein gutes Zeichen ist. Andererseits ist’s auch schon zehn Jahre her, dass ich mein Abitur erwarb, so dass ein gewisser Substanzverlust an Erinnerung entschuldbar ist. Red‘ ich mir jetzt jedenfalls ein. Wobei allerdings bedenklich stimmt, dass ich mich auch an Lektüre aus Unizeiten inhaltlich nicht sonderlich gut erinnern kann.


  1. Wenn das so weiter geht, hält man mich noch für faul. Naja, zumindest was Schullektüre angeht, ist das nicht ganz von der Hand zu weisen. 

  2. vermute aber, dass dort die Ursache liegt, dass in meinem Buchregal Ausgaben der Buddenbrooks, von Tonio Kröger und Narziß und Goldmund stehen 

  3. Vermutlich liegt die Planerfüllung da auch bei 15% oder so… 

  4. Mist.